Baden bei Wien

und die Great Spas of Europe

Die Kurstadt Baden bei Wien, wie der Name bereits impliziert, liegt in der Nähe der österreichischen Metropole Wien. Diese geografische Nähe zu Wien und somit zum Sitz der kaiserlichen Dynastie der Habsburger, sollte die Entwicklung der Kurstadt in den letzten sechs Jahrhunderten maßgeblich prägen. Als „Sommerfrische“ der kaiserlichen Familie erfreute sich Baden bei Wien dadurch im 19. Jahrhundert europaweit zunehmender Beliebtheit.

Die Ursprünge der Kurtradition von Baden bei Wien liegen ebenso wie in Baden-Baden in der Antike. Unter dem Namen „Aquae Pannoniae“, was so viel bedeutet wie Wasser in der Provinz Pannonia, errichteten die Römer bereits im 3. Jahrhundert nach Christus Thermen.

Die 14 Thermalquellen waren vom Mittelalter bis heute stets der zentrale ökonomische Antrieb für die Entwicklung der Stadt. Im Mittelalter war die Stadt unter dem Namen Padun bekannt. Seit dem 15. Jahrhunderts war die Kurstadt beliebt bei den Habsburger Kaisern. Insbesondere Kaiser Franz II genoss seit 1793 die Vorzüge der nahegelegenen Kurstadt. In seiner Jugend besuchte er Montecatini Terme und wollte Baden bei Wien nun zu einer ebenso modernen Kurstadt ausbauen. Dazu wurden neoklassizistische Badetempel sowie 1792 ein Kurpark errichtet, der den Kern des heutigen Kurparks bildet. In den folgenden Jahrzehnten kamen Ballsäle und Theater hinzu und vervollständigten das Kurensemble. Selbst Napoleon Bonaparte kostete 1809 das Badener Thermalwasser.

Die Initiative des Kaisers und die Innovationskraft des Bürgertums führten zur architektonischen Modernisierung der Stadt im Stil des österreichischen Neoklassizismus. Die Architekten Charles Moreau und Joseph Kornhäusel prägten dabei das Stadtbild nachhaltig. Durch die kaiserliche Patronage entwickelte sich Baden seit 1810 zum Zentrum der österreichischen Aufklärung. Jeden Sommer residierten in Baden die Wiener Gesellschaft, die Künstler und Andersdenker der berühmten Wiener Salons der Aufklärung sowie die höfische Gesellschaft, die den Kurort zu einem einzigartigen intellektuellen Treffpunkt abseits der Metropole Wien machten.

Unter den zahlreichen Gästen befanden sich auch die bedeutendsten Musiker und Komponisten ihrer Zeit, für die die Idylle der Kurstadt der bevorzugte Arbeitsplatz war. Beethoven schrieb in einem Brief 1804: „Ich hätte mein Leben nicht geglaubt, daß ich so faul sein könnte, wie ich hier bin. Wenn darauf ein Ausbruch des Fleißes folgt, so kann wirklich was Rechtes zu Stande kommen.“ Baden tut sich daher besonders durch sein reiches musikalisches Erbe hervor und ist eng verbunden mit den Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Johann Strauß.

Der 1820 eröffnete Sauerhof bot neben zahlreichen anderen luxuriösen Hotels den wohlhabenden Gästen eine angemessene Unterkunft und ist heute das älteste Kurhotel Europas. Die jährlich wiederkehrenden Gäste errichteten sogar eigene Villen und Landhäuser im nahegelegenen Helenental für längere Aufenthalte in den Sommermonaten. Dazu gehörten der Prinz von Metternich-Winneburg oder Prinz Wilhelm, Herzog von Nassau. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden kontinuierlich Villen zwischen dem Kurpark und dem Helenental erbaut, die bis 1869 zu einem zusammenhängenden Vorstadtgürtel um die Stadt verschmolzen waren.

Doch nicht nur die Reichen und Berühmten fanden in Baden bei Wien Heilung. 1801 stiftete Kaiser Franz das Wohltätigkeitshaus, das 1825 umfassend erweitert wurde. Die soziale Einrichtung sollte auch den Armen den Zugang zum Thermalwasser ermöglichen. Um die Jahrhundertwende erlebte Baden bei Wien eine zweite architektonische Blütezeit. Ein repräsentatives Kurhaus wurde 1886 von Architekt Eugen Fassbender errichtet sowie ein neues Stadttheater (1908 bis 1909) im Jugendstil, welches bereits den vierten Vorgänger ersetzte. Zudem kam 1906 die Sommerarena hinzu. Der Jugedstilbau bietet eine Bühne für Veranstaltungen, dessen Glasdach bei schönem Wetter automatisch eingefahren werden kann und nun seit mehr als 110 Jahren Open-Air Aufführungen ermöglicht.

Mehr als zwei Millionen Liter Thermalwasser sprudeln täglich aus den 14 natürlichen Thermalquellen von Baden. Balneologische Anwendungen, die atemberaubende Landschaft und das reiche kulturelle Angebot mit zahlreichen Museen und Veranstaltungen, machen Baden bei Wien bis heute zu einem der beliebtesten österreichischen Reiseziele. (Von Isabelle Mühlstädt, Stabstelle Welterbebewerbung und Stadtgestaltung Baden-Baden)

Bildunterschrift:
Die Jugendstil Sommerarena von Architekt Rudolf Krausz dient nicht nur als Theater sondern beherbergt zugleich die Ursprungsquelle.

Foto: Romana Fürnkranz