City of Bath
und die Great Spas of Europe
Bath gilt als eine der frühesten und einflussreichsten Kurstädte innerhalb der Serie der Great Spas of Europe und bildet einen wichtigen Bestandteil, um die Entwicklung des europäischen Kurphänomens zu verstehen. Bath ist als einzige Stadt der Great Spas of Europe bereits seit 1987 auf der UNESCO Welterbeliste. Grund sind die außergewöhnlichen archäologischen Überreste der Römerzeit sowie die Architektur des 18. Jahrhunderts. Obwohl die Rolle der Stadt als Kurstadt damals am Rande gewürdigt wurde, wurden die Bedeutung und Werte der Kurstadt erst innerhalb der Nominierung der Great Spas of Europe erkannt.
Die heißen Quellen waren den Römern heilig und initiierten im 1. Jahrhundert n. Chr. eine kontinuierliche Tradition der Heilung in Bath. Das römische Bäder-Ensemble rund um die drei heißen Quellen im Zentrum der Stadt ist die Keimzelle der Kurstadt und gilt als besterhaltene römische Badeanlage Nordeuropas. Die Quellen wurden von den Mauern der römischen Hauptsiedlung umschlossen. Diese Mauern begrenzten für fast 1500 Jahre die Stadt durch das Mittelalter bis ins Jahr 1707, als die Mauer mit dem Bau der Trim Street abgebrochen wurden.
Die Bäder wurden 350 Jahre lang von den Römern verwaltet, wechselten dann 800 Jahre lang in den Besitz eines Benediktinerklosters und gingen nach der Reformation im 16. Jahrhundert an die Stadtverwaltung über. Aus der mittelalterlichen befestigten Stadt erblühte im 18. Jahrhundert eine bedeutende georgianische Kurstadt, die regelmäßig von Mitgliedern des Königshauses und dem Hochadel besucht wurde. Die Kurstadt ist berühmt für ihre außergewöhnliche georgianische Stadtplanung, palladianische Architekturensembles und halbmondförmigen Plätze.
Insbesondere der Architekt John Wood prägte das Stadtbild des 18. Jahrhunderts. Er studierte die Bauten Andrea Palladios, des berühmten Architekten der italienischen Renaissance und übertrug dessen Prinzipien auf Bath. Allen voran der Royal Crescent von 1767 bis 1775, dem wohl bekanntesten Platz in Bath. Die riesige Ausdehnung des halbmondförmigen Platzes bildet einen prächtigen Höhepunkt in der Raumfolge, die vom Queen Square ausgeht. Die Straße und der breite Bürgersteig im vorderen Bereich des Halbmondes wurden zum Flanieren mit Blick auf die darunterliegende Freifläche und über den Fluss bis zum jenseits gelegenen Beechen Cliff entworfen.
Es wurde berichtet, dass über tausend Menschen gleichzeitig vor dem Royal Crescent flanieren können. Wood errichte zudem den Queens Square, die North und South Parade, den „Circus“, sowie die Assembly Hall und war somit maßgeblich für den Stadtgrundriss und die Erscheinung der heutigen Stadt verantwortlich.
Die Modernisierungen machten Bath zu einer Stadt, die sich der Freizeit, dem Vergnügen und der Mode widmete. Ein typischer Tag eines Kurgastes begann mit dem Gebet in der Abteikirche, danach war die große Trinkhalle der Mittelpunkt der mondänen Gesellschaft, um sich zu treffen und das Wasser zu nehmen. Es folgte ein gemeinsames Frühstück in den ersten Versammlungsräumen, gefolgt von einem Spaziergang in den dazugehörigen Vergnügungsparks. Ab 1740 wurde das Flanieren auf der North und South Parade zu einem wesentlichen Bestandteil des Tagesablaufs und später das Spazierengehen entlang der neuen architektonischen Ensembles des Queen Square, des Circus und des Royal Crescent.
Ärzte ermutigten zum Spazierengehen oder Reiten in der Natur und zum Beispiel entlang des Beechen Cliffs, das eine attraktive Aussicht über die Stadt bot. Am Abend besuchte man Bälle oder widmete sich dem Glücksspiel, die in der Guildhall und den drei Versammlungsräumen angeboten wurden, von denen der Assembly Room erhalten blieb. In den Versammlungsräumen, der Guildhall, den Theatern und Kirchen wurden zudem Konzerte und Liederabende veranstaltet.
Der Freizeit, dem Vergnügen und der Modernität verpflichtet, kontrollierten die sogenannten „Zeremonienmeister“ das gesellschaftliche Miteinander. Richard "Beau" Nash wurde 1706 in diese Rolle berufen und überwachte das Verhalten der Gesellschaft in der Trinkhalle und bei Versammlungen bis zu seinem Tod 1761. Er entwarf die "Rules of Bath", ein Verhaltenskodex, der von der Gesellschaft eingehalten werden sollte. Seine Regeln wurden mit der Zeit in anderen Kurstädten übernommen und trugen zur Entwicklung einer höflichen Gesellschaft und zur Verringerung der Kluft zwischen der Aristokratie und der wachsenden Mittelschicht bei. Nash stellte zudem sicher, dass heiratsfähige Mädchen und Frauen bei den Bällen an erster Stelle standen, wodurch Bath zu einem bekannten "Heiratsmarkt" avancierte.
Bath war aber nicht nur ein Ort der Zerstreuung. Menschen aller Gesellschaftsschichten suchten seit jeher nach Heilung in der Stadt, wovon die Krankenhäuser des Mittelalters zeugen. 1738 gründete Nash zusammen mit anderen Geldgebern ein großangelegtes Krankenhaus. Das Mineral Water Hospital, wurde von John Wood entworfen und diente dazu, mittellose Kranke zu behandeln, die zur Kur in die Stadt kamen. Bath setzt seine Funktion als lebendige Kurstadt fort, mit historischen und neuzeitlichen Kurbehandlungen im Thermae Bath Spa, mit dem renovierten „Hotbath“ und Cross Bath, sowie dem nahe gelegenen Gainsborough Spa Hotel. Das Heilwasser wird noch immer in der Trinkhalle getrunken, die nach wie vor Heimat des am längsten bestehenden Musikensemble der westlichen Welt, dem Pump Room Trio, ist. Das Royal Mineral Water Hospital wird ebenfalls weiterhin als Krankenhaus genutzt.
(Von Isabelle Mühlstädt, Stabstelle Welterbebewerbung und Stadtgestaltung Baden-Baden)
Bildunterschrift:
Bath ist berühmt für ihre außergewöhnliche georgianische Stadtplanung, palladianischen Architekturensembles sowie runden und halbmondförmigen Plätzen. Allen voran der Royal Crescent von 1767 bis 1774 von John Wood dem Jüngeren (unten links).
Foto: Bath and North East Somerset Council