Geschichte in Baden

Kaiserliche Vergangenheit, kulturelle Vielfalt, modernes Leben

Kaiserliche Sommerfrische

Baden ist eine Stadt mit Flair, mit unverwechselbarer, gewachsener Atmosphäre, eingebettet in das hügelige Grün des Wienerwaldes, umgeben von Wiesen und Weingärten, eine Parklandschaft seit altersher. Wer durch Baden spaziert, trifft auf Schritt und Tritt Spuren einer glanzvollen Vergangenheit, galt doch das Städtchen an der Thermenlinie mit seinen warmen heilsamen Schwefelquellen lange als Nobelbad für gekrönte Häupter:

Hier wurde Kraft getankt für politische und wirtschaftliche Entscheidungen von oft europäischer Tragweite.

Kaiser Friedrich III., „des Heiligen Römischen Reiches Schlafmütze“, wie er spöttisch genannt wurde, weilte oft in Baden, und auch seine portugiesische Gattin, Kaiserin Eleonore, fühlte sich in Baden wohler als in den kalten Mauern der Wiener Hofburg oder in der Wiener Neustädter Residenz. Schon 1459 erhielt Baden das Weinbauprivileg, das zur Entstehung des allseits beliebten „Heurigen“ führte – im übrigen Österreich wurde diese heilsame Institution erst unter Josef II. eingeführt!
Seit damals heißt es in Baden:

„Außen Wasser, innen Wein – lasst uns alle fröhlich sein!“

Auch Matthias Corvinus, der große politische und militärische Gegner des Kaisers, kurte in Baden, was die Beiden aber nicht hinderte, einander gerade in dieser Gegend kriegerisch gegenüberzutreten. Die Badenerinnen & Badener verteidigten damals ihre Kaisertreue buchstäblich bis zum letzten Blutstropfen, was ihnen dann wohl auch das Stadtrecht eintrug.

Das Stadtwappen das Kaiser Friedrich III. den Badenern verlieh, hat immer wieder Anlass zur Diskussion gegeben, zeigt es doch einen Mann und eine Frau, beide nackt, gemeinsam in einem Badebottich. Es sollte auf die Attraktion des Gesellschaftsbades hinweisen. Doch das Wappen war ja durch die Kanzlei des Kaisers genehmigt worden. Kaiser Maximilian I., der „letzte Ritter“, fertigte 1517 in Baden die neuen Privilegien der medizinischen Fakultät in Wien, schon 1511 verfasste der Kremser Stadtarzt Wolfgang Wintperger seinen „Traktat der Badenfahrt“, ein richtiges Kurhandbüchlein – das erste in Europa!

Kaiser Ferdinand I. schenkte der Stadt 1531 die Quellen des heutigen Frauenbades und gestattete den Badenerinnen & Badenern, Eintrittsgeld in der Höhe von 2 Pfennig pro Badegast zu kassieren. Das sollte die Stadt, die von den Türkenkriegen schwer mitgenommen war, wirtschaftlich sanieren. Aus dieser Zeit stammt der sorgfältig restaurierte Renaissancehof des damaligen Wasserschlosses Weikersdorf. Im so genannten Doblhoffpark erinnert noch heute ein Teich an die umfangreichen Wasser- und Grabenanlagen, die das Schloss einst schützten.

Die Badesitten in den Schwefelthermen waren recht locker.

Da die Badezeit unbeschränkt war, betreuten Dienerinnen & Diener an schwimmenden Tischen die Gäste mit Speis und Trank, und auch das Glücksspiel war möglich.

Vom Umgang des Beckens aus sahen Besucherinnen & Besucher den Badenden zu, und auch die Texte der „Badelieder“, mit denen man sich die Zeit vertrieb, dürften es in sich gehabt haben. 1626 wurden durch eine kaiserliche Resolution, aus moralischen Gründen, die Badegäste nach Geschlechtern getrennt. Doch die Stadt protestierte erfolgreich und es blieb alles beim Alten.

Kaiser Leopold I. hielt sich oft in Baden auf. Er wohnte im alten Augustinerkloster – Kreuzgang und Chor der Klosterkirche sind noch zu sehen - und empfing hier viele bedeutende Persönlichkeiten seiner Zeit. Zar Peter der Große besuchte ihn und Herzog Friedrich August der Starke, Kurfürst von Sachsen. Für ihn war Baden ein Wendepunkt seines Lebens, denn hier, in den Gartenanlagen hinter dem Bürgerspital, trat der Herzog 1697 zum katholischen Glauben über und damit war für ihn nach dem Tode von König Jan Sobieski der Weg zur Königskrone Polens frei.

Kaiser Joseph I. war ab 1707 mehrmals zur Kur im Frauenbad, denn das Badener Schwefelwasser diente nicht nur zur Behandlung von Frauenleiden und Rheuma, sondern half auch gegen „galante Krankheiten“, an denen damals auch gekrönte Häupter litten.

Nach Kriegsnot und Pest, vernichtete 1714 ein Großbrand die halbe Stadt. Die Dreifaltigkeitssäule am Hauptplatz, nach Entwürfen von Martino Altomonte erbaut, erinnert an diese schwierige Zeit. Doch dann fanden Badens Schwefelbäder das Interesse der Kaiserin Maria Theresia. Auch die Billiardstube in einem der Stadtmauertürme suchte sie mit ihren Hofdamen gern auf. Ihr ist es zu verdanken, dass damals die Fahrt ins Bad beim Hochadel geradezu Mode wurde.

Das Theresienbad (heute steht hier das Casino) ist nach ihr benannt. Und 1792 ließen die Stadtväter zu Ehren der großen Kaiserin den Theresiengarten anlegen - heute der Kurpark - mit seinen zahlreichen exotischen Pflanzen.

Wo die Habsburger waren, dort wurde Theater gespielt.

Zuerst auf einer Wanderbühne, dann wurde ein Gemeindesaal adaptiert, noch ehe es in Wien ein festes Theater gab. 1789 spielte man Mozarts „Hochzeit des Figaro“ und im gleichen Jahr begleitete Wolfgang Amadeus Mozart seine Frau Konstanze nach Baden. Sie fühlte sich hier wohl und kam öfter. Mit ihr Mozart, der im Hause „Zum Blumenstock“ in der Renngasse das „Ave Verum Corpus“ komponierte, das in der Stadtpfarrkirche uraufgeführt wurde.

Auch seinem zweifelhaften Humor ließ er hier freien Lauf: Als er einmal durch das Fenster in die Wohnung seiner Frau einstiegen wollte, um sie ein wenig zu erschrecken, wurde er fast als Einbrecher festgenommen!

Musik wohin man blickt und große Namen

Joseph Haydn war hier, der Hofkomponist Antonio Salieri und natürlich Ludwig van Beethoven, dessen Briefwechsel mit seinem erzherzoglichen Gönner Kardinal Rudolf (er wohnte in der Badener Weilburg) erhalten ist. Zwischen 1803 und 1834 zog Kaiser Franz jeden Sommer nach Baden „aufs Land“, im Schlepptau Adel und reiches Bürgertum, Künstler und Leute von Welt.

Nach dem verheerenden Stadtbrand von 1812 wurde Baden im Biedermeierstil neu aufgebaut. Die adeligen Kurgäste brachten das Geld, die Modearchitekten Moreau, Montoyer, Nobile und vor allem Josef Kornhäusel gestalteten die neue Stadtarchitektur: das Rathaus auf dem Hauptplatz, das Palais Erzherzog Anton, die Sommervilla des Grafen Esterhazy auf dem Theaterplatz, die Villa Metternich, den Sauerhof; und Graf Ossolinski, der Gründer der polnischen Nationalbibliothek, erbaute das Schloss Braiten. Der Kaiser selbst kaufte - seinem Wesen gemäß - das bescheidene Haus Hauptplatz 17, das Kaiserhaus.
Hier in Baden war er wirklich „der gute Kaiser Franz“, er spielte bei den Streichquartetten der Badener Bürger mit...

...obwohl er der Kaiser war, überließ man ihm nur die zweite Geige, weil seine musikalischen Qualitäten für die erste nicht ausreichten…

...und trug notorisch den schäbigsten Zylinder der Monarchie, weil die Krempe vom vielen Zurückgrüßen immer ganz abgegriffen war!

Natürlich besuchte Napoleon I., Kaiser der Franzosen, seinen Schwiegervater in der Sommerfrische. Im „Tal von St. Helena“ soll er seinen Adjutanten vorgeschwärmt haben, dass es herrlich sein müsste, an diesem Ort sein Leben zu beschließen. Im Jahr 1815 ging der Kaiser der Franzosen nach St. Helena ins Exil - das lag allerdings am anderen Ende der Welt. Marie Louise, Gattin Napoleons, wohnte in einem hübschen Empireschlösschen, dem „Florastöckl“, gleich neben dem Augustinerkloster, bekrönt mit einer eleganten Skulptur von Josef Klieber. Dort besuchte sie auch ihr Sohn, der Herzog von Reichstatt; der Sohn Napoleons, welcher - in der daneben liegenden Hofkirche (heute Frauenkirche) gefirmt wurde.

Erzherzog Karl, der Bruder des Kaisers, Sieger in der Schlacht von Aspern, errichtete das Schloss Weilburg am Eingang des Helenentales, benannt nach seiner Gattin, der Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg. Diese feinsinnige Frau machte den Christbaum in Österreich populär. 12 Kerzen zierten das Bäumchen, eine für jeden Monat des Jahres. Der große Mozartforscher Dr. Ludwig Ritter von Köchel verbrachte 14 Sommer als Hauslehrer und Erzieher auf der Weilburg und Nikolaus Lenau schmachtete hier – ohne Erhörung zu finden – die Dame seines Herzens an. Das Gebäude wurde in den letzten Kriegstagen 1945 devastiert und 1964 abgerissen. Nur mehr das riesige steinerne Wappen der Weilburg-Nassauer erinnert an den verschwundenen Glanz.

Der Wiener Kongress 1814/1815 ordnete die Landkarte Europas neu. Da das Kaiserhaus in Baden zur Kur war, spielte er sich zum Teil in der Schwefelstadt ab. Fürst Metternich, der Staatskanzler, kaufte ein Palais in der Theresiengasse.

Die ganze Welt lustwandelte im Kurpark, bei den Festen und Redouten fehlte keine Dame der Gesellschaft.

Der wohl extravaganteste Künstler dieser Jahre war Ludwig van Beethoven. Er verlebte hier viele Sommer, manchmal nur „auf einen Sprung“ aus Wien herauskommend, oft kränkelnd, immer missmutig wegen seines Ohrenleidens. Und doch entstanden in Baden viele seiner berühmten Werke, wie die „Missa solemnis“ und große Teile der „IX. Symphonie“.

Sieben Wohnadressen sind in Baden bekannt. Das Beethovenhaus in der Rathausgasse beherbergt Erinnerungsräume an den großen Komponisten. Ebenso wie Franz Grillparzer wohnte er im Magdalenenhof in der Frauengasse und Karl Maria von Weber dinierte mit ihm offenbar recht vergnügt im Sauerhof.

Auch viele Dichternamen finden sich in den Gästebüchern Badens: Raimund, Bauernfeld und Nestroy, ebenso Rosegger und Anzengruber, Hebbel und Eichendorff. Die Meister der bildenden Kunst gesellten sich dazu: Anton Grassi, die Brüder Alt und die Brüder Ender, Kriehuber, Daffinger, Schwind, Waldmüller. Die Entdeckung der Landschaft fand damals auch in Baden statt.

Was wären diese Künstler ohne die Möglichkeit gewesen, ihre Motive auf Spaziergängen in und um Baden zu finden.

Ein Kuriosum am Rand: Der angesehene Badener Arzt Anton Franz Rollett, Kurarzt der Habsburger, erhielt als Schenkung große Teile der berühmten Schädelsammlung des Naturwissenschaftlers und Phrenologen Franz Josef Gall, der wegen seiner „materialistischen“ Lehren nach Frankreich ins Exil gehen musste. Seine Sammlung befindet sich heute noch im Städtischen Rollettmuseum (das übrigens mit Gründungsdatum 1810 das älteste bestehende Museum Niederösterreichs ist).

Auch nach dem Tod des Kaisers Franz 1835 blieben viele Mitglieder des Hofes und des Adels dem Kurort und Heilbad Baden treu.

Das erste Sportbad, die „Mineralschwimmschule“ die heute noch einen Teil der Römertherme bildet, erbauten Siccardsburg und Van der Nüll, die Architekten der Wiener Staatsoper, und als zusätzliche Attraktion die Sommerarena, wo auch heute noch unter einem Schiebedach aus Glas den Sommer über Operette gespielt wird.

Der Bau der Südbahn 1841 und der Ausbau der Badener Bahn verband Baden noch enger mit der Metropole Wien. Das Ende des 19. Jahrhunderts brachte einen gewaltigen Bauschub: Historismus, Sezession und Jugendstil prägen die Architektur vieler Villen und Gebäude bis heute.

Kaiser Franz Josef hatte eine sehr persönliche Beziehung zu Baden. Nach dem Tod seines Sohnes Rudolf in Mayerling - ein beliebtes Ausflugsziel nicht weit von Baden - und der Ermordung seiner Frau Elisabeth fühlte er sich nur mehr zu einem Menschen hingezogen: Katharina Schratt, die Hofschauspielerin, eine gebürtige Badenerin. Ihr Geburtshaus in der Theresiengasse steht noch heute.

Nicht weit davon erbauten 1909 die bekanntesten Theaterarchitekten der Monarchie, Helmer und Fellner, das Jubiläumsstadttheater an der Stelle des alten Kornhäuseltheaters der Biedermeierzeit. Es ist heute ein florierendes Haus für Operette, Musical und Schauspiel.

Auch sonst ging es fröhlich zu in Baden.

Johann Strauß Vater und Josef Lanner konzertierten im Kurpark und auf der Hauswiese im Helenental. Richard Genée, der Librettist der „Fledermaus“, wohnte hier, und Johann Strauß Sohn siedelte diese, seine berühmteste Operette, „in einem Kurort südlich von Wien“ an - das kann doch wohl nur Baden gewesen sein! Karl Millöcker und Carl Michael Ziehrer lebten in Baden, und Karl Komzak war hier Musikdirektor. Der geniale Theatermann Max Reinhardt wurde in Baden geboren, und eines der bedeutendsten und tiefgründigsten Stücke Arthur Schnitzlers, „Das weite Land“, spielt ebenfalls in diesem besonderen Milieu.

Noch einmal, während des 1. Weltkrieges, lag ein letzter Glanz der untergehenden Habsburgermonarchie über der Stadt.

Von 1916 bis 1918 war hier das Armeeoberkommando Österreich-Ungarns stationiert. Kaiser Karl I., der letzte österreichische Kaiser, logierte im Kaiserhaus auf dem Hauptplatz, hielt seine Audienzen im Haus der Kunst und besuchte die Messe in der Frauenkirche. Am 3. November 1918 wurde von Baden aus die Kapitulationsdepesche der Monarchie mit der Annahme des Waffenstillstandes an die Alliierten abgeschickt.

Aber weiterhin besuchten zahlreiche gekrönte Häupter (und auch ihre demokratisch gewählten Kollegen) die Kur- und Kongressstadt Baden.

Legendär wurden in den 1960er- und 70er-Jahren die Winteraufenthalte des Schah von Persien in der Krainerhütte und die Besuche des arabischen Königs Ibn Saud, der im Hotelgarten seine eigene Hammelherde zu halten pflegte, um sich standesgemäß ernähren zu können. Bei den weltgeschichtlich bedeutsamen SALT-Gesprächen zwischen den USA und der Sowjetunion beherbergte Baden die sowjetische Delegation – sollte sich das milde und friedliche Klima unserer Stadt positiv auf die internationale Abrüstung ausgewirkt haben.

 

Die Geschichte Badens im Überblick

ca. 50 n.Chr.: Gründung des Römerbades Aquae
869: Padun - Pfalz des Königssohnes Karlmann
1341: Baden erhält ein Marktrecht
1459: Baden erhält das Heurigenprivileg
1480: Baden erhält das Stadtrecht
1529 & 1683: Zerstörung in den Osmanenkriegen
1718: Errichtung der Pestsäule
1750: Erstes Theatergebäude
1792: Kurpark
1796 - 1834: Sommerresidenz des Kaisers
1812: Stadtbrand - Wiederaufbau im Stil des Biedermeier
1817/17: Florastöckl - vermutlich nach Plänen von Josef Kornhäusel erbaut. In den Sommermonaten 1818-1834 wohnte hier die Kaiserin Marie Luise, die Gattin Napoleons.
1916 - 1918: Armeeoberkommando von Österreich - Ungarn in Baden
1945 - 1955: Kommandantur der sowjetischen Besatzungszone Österreichs


Die Geschichte Badens als Prospekt-Download "Kaiserliche Sommerfrische"

 

Letzte Änderung 15.04.2025