Spa

Belgien

Die belgische Kurstadt Spa wird oft als “Café Europas” und “Perle der Belgischen Ardennen“ bezeichnet. Die internationale Bedeutung wird durch die Antonomasie deutlich, das heißt ein Ortsname steht für ein Gesamtphänomen – wie beispielsweise die Kurstadt Spa, das im Englischen die Bezeichnung für jeden beliebigen Kurort ist. Auch in Spa waren sich die Römer bereits den besonderen Eigenschaften der Thermalquellen bewusst. Die Entwicklung der Stadt war, wie viele Kurorte, durch die Nutzung des Mineralwassers geprägt. Die Stadt entwickelte sich organisch, ausgehend von der im Tal liegenden Hauptquelle Pouhon Pierre-Le-Grand.

Besonders in der Identifizierung der therapeutischen Eigenschaften des Mineralwassers nahm Spa seit dem 16. Jahrhundert eine wegweisende Rolle ein. Lymborh Gilbert, Leibarzt des Fürstbischofs von Liège, war einer der ersten, der 1559 die heilende Wirkung des Mineralwassers wiederentdeckte und erforschte. So kam es, dass das Quellwasser mindestens seit 1583 in Flaschen abgefüllt wurde, um exportiert zu werden. Im 17. Jahrhundert wurden die ersten wissenschaftlichen Analysen der Gewässer von Spa auf der Grundlage von Destillation und Verdunstung durchgeführt.

Das Goldene Zeitalter der belgischen Kurstadt begann früher als in Baden-Baden. 1717 nahm der Zar Peter der Große das Wasser in Spa ein und wurde "geheilt". Dieses Ereignis war der Ausgangspunkt für die internationale Anerkennung der Stadt, die Spa zum gesellschaftlichen Treffpunkt für die europäische Aristokratie werden ließ.

Der belgische Chemiker Jean-Philippe de Limbourg, Arzt des Fürstbischofs von Liege, schlug im 18. Jahrhundert als erster vor, das Wasser von Spa in Form von Duschen oder Bädern zur Therapie zu verwenden; diese Behandlungen werden bis heute als Balneotherapie bezeichnet.

Die Popularität des Kurorts hing allerdings auch mit der Entwicklung des Glücksspiels zusammen, das vom Fürstbischof von Liège genehmigt wurde. Die Bedeutung dieser elitären Unterhaltung wird durch die Eröffnung im Jahr 1762 eines der frühesten Casinos in Europa, dem sogenannten La Redoute, gekennzeichnet. La Redoute ist heute nicht mehr erhalten, doch nur wenige Jahre später folgte 1770 der Bau eines zweiten Casinos - Waux-Hall, welches als Europas ältestes erhaltenes Casino gilt. Es liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums, geschickt positioniert auf dem Weg zu den vielbesuchten Quellen. Denn zu dieser Zeit begann man in Spa Promenaden und Fußwege samt Aussichtspunkten in der umgebenden Landschaft anzulegen, welche die einzelnen Quellen, die oftmals mit kleinen Pavillons ausgestattet waren, miteinander und zugleich mit der Stadt verbanden. So beschrieb Casanova im 18. Jahrhundert die belgische Kurstadt: "Spa, dieses Gehege, in das alle Nationen Europas einmal im Jahr im Sommer strömen, um tausend Torheiten zu machen."

Spa besaß einst zwei Stadtkerne, von denen der eine den Kurgästen und der andere der für sie arbeitenden lokalen Bevölkerung vorbehalten war. In ersterem entstanden eine Vielzahl komfortabler Unterkünfte und Hotels, wie das Hôtel Bourbon und das Hôtel d’Irlande, für die wohlsituierten Kurgäste. In der Talsohle des kleinen Tals im Norden der Stadt wurde das Grand Hôtel (dem heutigen Rathaus) sowie ein riesiges Lagerhaus gebaut, welches durch die üppigen Einnahmen der Spielbank finanziert wurde.

Der Stadtbrand von 1807 stellt eine Zäsur in der Entwicklung der Kurstadt dar. Spa verlor bei dem verheerenden Brand zwei Drittel der Gebäude. Doch infolgedessen wurde Spa ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in eine moderne Kurstadt mit französisch-klassizistischer Architektur umgewandelt. In Spa wie auch Baden-Baden fand das Glücksspiel 1872 ein Ende. Danach wurde in beiden Städten verstärkt auf den Ausbau des therapeutischen Angebots Augenmerk gelegt und den Städten die essentielle Infrastruktur einer modernen Kurstadt mit Bahnhöfen und Elektrizität verliehen. In diesem Zuge wurde bereits 1868 ein neues Badehaus vom Brüsseler Architekt Leon Suys errichtet, welches die modernsten balneotherapeutischen Anwendungen seiner Zeit bot. Ein weiteres bedeutendes Bauwerk des zweiten Golden Zeitalters, ist die überdachte Galerie Leopold II. im Parc de Sept-Heures. Sie schütze die Kurgäste nicht nur vor schlechtem Wetter, sondern bot auch Unterhaltung in Form von Konzerten und Theaterstücken.

Die kohlensäurehaltige Hauptquelle Pouhon Pierre-le-Grand erhielt 1880 durch Architekt Victor Besme eine Wandelhalle und war das mittlerweile fünfte Gebäude, das über der Quelle errichtet wurde. Die Kurtradition, die Forschung und das Wissen über die heilende Wirkung des Mineralwassers wurden in Spa bis heute bewahrt und wurde im 20. Und 21. Jahrhundert durch den Bau eines neuen Thermalzentrums, mit Ausblick über die Stadt, fortgeführt. (von Isabelle Mühlstädt, Stabstelle Welterbebewerbung und Stadtgestaltung Baden-Baden)

Bildunterschrift:

Die Source de la Géronstère war eine der meistbesuchten Quellen des siebzehnten Jahrhunderts. Ihr eisen-, schwefel- und kohlensäurehaltiges Wasser heilte angeblich den russischen Zaren Peter den Großen von seinen Verdauungsproblemen.

Foto: David Houbrechts

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